Die ASV-Damen hatten den Favoriten am Rand einer Niederlage. Doch ein Dreierpack innerhalb von fünf Minuten brachte den 4:3-Finalsieg für den VfL Wildeshausen.
„Hätte“ war ein oft benutztes Wort unmittelbar nach einem spektakulären Kreispokalfinale im Hans-Jürgen-Beil-Stadion: Hätte der ASV seine Großchancen in den ersten Minuten genutzt, hätte Katharina Höse beim Stand von 2:1 für den ASV nach einer Stunde den berechtigten Handelfmeter verwandelt - dann, ja dann hätten sich die ASV-Frauen wohl mit dem Pokal belohnt. Doch so war es nicht. Am Ende gewann der VfL, und bei den Ahlhornerinnen flossen reichlich Tränen.
Von der für ein Frauenfußballspiel auf Kreisebene sagenhaften Kulisse von 300 Zuschauern zeigten sich die Gastgeberinnen unbeeindruckt. War die Nervosität vor Spielbeginn noch deutlich spürbar, war diese mit dem Anpfiff offensichtlich vergessen. Angetrieben und angefeuert von vielen Jugendspielern auf der Tribüne gaben die ASV-Mädels von Beginn an Vollgas und erspielten sich gleich in den ersten Minuten beste Gelegenheiten. Während die favorisierten Wildeshauserinnen noch ihren Rhythmus suchten, rauschte ein ASV-Angriff nach dem nächsten auf das VfL-Tor. Das erlösende und verdiente 1:0 folgte nach einer Einzelaktion durch Gina Schmidtke über die linke Seite. Ihre Hereingabe lenkte Nadja Metzing ins eigene Tor (28. Minute). Drei Minuten später war es Cindy Mahlstedt, die einen Abpraller zum 2:0 nutzte. Es hätte zu diesem Zeitpunkt auch schon 4:0 stehen können. Stattdessen verkürzte Larissa Will für den VfL auf 2:1 (38.). Die ASV-Führung zur Halbzeit war verdient, aber zu knapp. Der ASV agierte bissiger und hatte die besseren Gelegenheiten. Es war vielleicht die beste Halbzeit dieser Mannschaft in den vergangenen Jahren.
Doch eines waren diese ersten 45 Minuten auch: kräftezehrend. Und das merkte man dem ASV an. Nicht mehr ganz so bissig, nicht mehr ganz so zwingend waren die Aktionen der Gastgeberinnen. Der VfL bekam mehr Spielanteile und machte gleich deutlich, dass er das Spiel noch lange nicht verloren gab. Die erste Viertelstunde nach dem Seitenwechsel überstand der ASV unbeschadet und hatte die Riesenchance, für eine Vorentscheidung zu sorgen. Doch der Handelfmeter von Katharina Höse landete nicht im Netz, sondern am Lattenkreuz. Offensichtlich war dies ein Schock für den ASV, für den VfL jedoch das Signal zum Aufbruch. Es folgten die großartigen fünf Minuten der Femke Krumdiek, die mit ihrem Hattrick binnen 300 Sekunden das 1:2 in ein 4:2 verwandelte und sich somit zur Pokalheldin machte.
Es passte zum Auftritt des ASV, dass er sich nicht aufgab. Es reichte jedoch nur noch zum Anschluss durch Geburtstagskind Denise Tabke (87.). Am Ende jubelten die Wildeshauserinnen – genau wie eine Woche zuvor, als sie sich durch einen knappen 1:0-Erfolg an gleicher Stelle die Kreisliga-Meisterschaft und den Aufstieg sicherten. Groß war die Enttäuschung bei den tapferen ASV-Spielerinnen. Und als sie unmittelbar nach dem Spiel die letzte Ansprache ihres Trainergespanns Ellen Knölker und Wolfgang Spielberger hörten, flossen viele Tränen.
Auch wenn das Pokalfinale verloren wurde, eines haben die ASV-Mädels gewonnen: Den Respekt des Gegners und der Zuschauer. Und auch wenn „hätte“ in den Spielanalysen der Zuschauer oft genutzt wurde, war es doch ein anderer Satz, den die Mädels am meisten zu hören bekamen: „Ihr könnt stolz auf euch sein!“. Das Pokalfinale war beste Werbung für den Frauenfußball und wird allen Beteiligten sicher lange im Gedächtnis bleiben. Dies war am Ende auch den ASV-Spielerinnen klar. Denn als Doris Prey-Klaasen, Zweite Vorsitzende des NfV-Kreisverbandes , die Siegerehrung vornahm, konnten sie schon wieder lächeln.
Volles Haus im Hans Jürgen Beil Stadion
Pokalsieger
ASV Frauen können schon wieder lachen!